Ganz knapp unter den Rippen war der Gegenstand von der Form eines Schraubendrehers eingedrungen, nur noch ein wenig höher, dann wäre er gegen eine Rippe geprallt und nicht so tief vorgedrungen, aber es war knapp darunter gewesen und so so schien die Wunde tief, wenn er sie auch nicht spürte, war das nicht wunderlich, er fühlte sie gar nicht, nur eine warme Nässe vielleicht, und doch wusste er, sie war da, hatte er die Bewegung doch genau verfolgt, den mühelosen Stich gesehen.
Einen kurzen Moment lang verfolgte ihn das Warum, eine kalte Frage nach den kausalen Zusammenhängen, warum ich, es war eine verwirrte Frage, die Frage eines Kindes, sie verflüchtigte sich schnell im Licht der Scheinwerfer, er beschloss, die Hände seltsam taub auf die Wunde zu legen, was sollte er tun, er versuchte das Gesicht des Mannes einzuprägen, der sich so schnell wieder umgedreht hatte und gegangen war, es entglitt ihm.
Hilfe, er benötigte Hilfe, unsicher drehte er sich herum, suchte die vertrauten Gesichte, die eben noch um ihn herum gewesen waren, der Boden unter ihm schien zu beben, auf eine sonderbar geschwungene Art und Weise, er erkannte zwei der Menschen, trat auf sie zu und hatte plötzlich das Gefühl, zu fallen oder schon zu liegen, er lag schon, denn der Boden erwiderte kühl das Pochen seines Herzens, Menschen standen um ihn herum, sie schienen ihm erschrocken oder gar geschockt, er fragte sich einen Moment lang, was wohl geschehen war, er kannte keinen der Menschen, oder vielleicht erkannte er auch nur niemanden, ganz sicher war es sich nicht, zwei der Menschen knieten neben ihm, auch wenn ihm dieser Begriff plötzlich schwerfällig und verschwommen erschien, ihre Gesichter schwebten über ihm, von den vielen bunten Lichtern ausgeleuchtet, ein schönes Farbenspiel, wie er bemerkte, er fragte sich, woher es wohl stammte und glaubte es wissen zu müssen, ebenso wie die beiden Gesichter dort oben hießen, deren Lippen sich so unablässig bewegten.
Die anderen Menschen waren wohl gegangen, er sah sie nicht mehr, aber das konnte am Licht liegen, entschied er seltsam gleichgültig, jemand hatte es gedimmt, ebenso wie die Musik.
Etwas Kaltes tropfte auf sein Gesicht, hatte es etwa zu regnen begonnen, nein, das erschien ihm in irgendeiner Weise falsch, was war es dann, er wusste es nicht, vielleicht war es wirklich Regen.
Der Boden bewegte sich wieder, nein, jemand richtete ihn ein wenig auf, er mochte es nicht, er wollte lieber liegen, konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen, wer waren diese Menschen überhaupt, die Bewegung stoppte und man setzte ihn auf irgendetwas Weichem ab, er war zufrieden.
Irgendjemand schien auf das letzte Licht langsam verglimmen zu lassen, die beiden anonymen Gesichte wurden zu Schemen, ihre sonderbar anmutende Mimik wurde zu Schatten, und schließlich verschwanden sie ganz.
Ein kurzer Moment der Panik ergriff ihn, warum war es so dunkel, er fühlte nur noch seine Atemzüge, hektisch und unstet, ein leises Rasseln war darin, aber auch dieses Geräusch drang immer leiser an seine Ohren, die letzte Empfindung, und einen Augenblick später schon wurde er sich unsicher, ob er jemals etwas empfunden hatte, war es denn nicht schon so lange her, ein letzter Satz huschte durch seinen schläfrigen Geist, eine verirrte Erinnerung vielleicht oder eine späte Erkenntnis, Was denn dann bliebe, hörte er jemanden sagen, was denn dann bliebe, dass sei nur Dunkelheit & Stille, Dunkelheit & Stille.
„Jeder Mensch stirbt für sich allein.“ – Donnie Darko.