Albtraum Diesen Artikel drucken

Von einer besseren Welt. Ein blauer Himmel, viel größer als die verschlafene Ebene unter ihm, ein riesiges schimmerndes Dach für die Erde, blauer als blau, ein Zelt von der Farbe eines lang erstrittenen Friedens, klar und nur wenig ermattet. Das rot-blond eines fortdauernden Sonnenaufgangs an jedem Horizont und in jeder Himmelsrichtung zugleich, die feinfühlige Wärme des anbrechenden Tages in sich tragend wie eine frohe Botschaft.
In der Ebene aus hohen, friedvollen Gräsern und anschmiegsamen Bäumen eine seltsame Kreatur, ein wenig melancholisch und doch freundlich im Lichte des hoffnungsfrohen Morgens, dennoch etwas entrückt und außenstehend, als wäre die Kälte der Nacht noch nicht ganz aus seinen Gliedern gewichen oder gar in ihnen beheimatet.
Auch andere Wesen, in merkwürdigen Farben, die nicht so recht in diese Ebene passen wollen, sie wirken hier fremd, als wären sie aus einem fernen Reich hier her gekommen, um die Kreatur in ihrer Mitte zu treffen, und ein seltsam eingängiger Gesang schallt über die Ebene und scheint sie alle zu einen, die vielen bunten Facetten der Besucher mit der Kreatur widerspruchsfrei zu versöhnen, ihr Lied gleicht einer Meditation oder einem Gebet, in dem die Konturen und Farben aller ein wenig unscharf zu werden scheinen, aufzugehen scheinen in dem leisen Tanz, der bald die ganze Ebene erfasst, ein rhythmisches Strömen und Fließen, ein beständiges Von-Einander-Entfernen und Einander-Nähern unter diesem Himmel des allgegenwärtigen Sonnenaufgangs.
Nur die Kreatur scheint nie ganz diese Kühle der Nacht zu überwinden, seiner Stimme bleibt etwas ungelenk-verfrorenes und eine tiefe Sehnsucht, und während eine helle Sonne langsam den Himmel hinaufkriecht und das bunte Treiben kein Ende zu suchen scheint, da wird seine Stimme lauter, die der Besucher scheint zu schwinden, und die Melancholie schwillt an zu einer zersetzenden Dissonanz, bald fein und kaum hörbar, bald kreischend und unerträglich, ein eifersüchtiger Mißklang, der jede andere Stimme aufzulöschen sucht, um neben diesem schrillen Ton nur noch Schweigen zu lassen.
Die anderen Wesen fügen sich, dies ist nicht ihre Welt, sie können nicht anders, und so verlöschen ihre Stimmen, eine nach der anderen, und ihre Körper werden dünner, ihre Präsenz schwächer, bald verschwinden sie ganz, und die Ebene wirkt nun seltsam biedern und einsam.
Und so mischt sich ein Schmerz in den korrumpierten Gesang der Kreatur, ein tosender, rachsüchtiger Schmerz der Einsamkeit, die Dissonanz schwillt an zu einem Heulen, das Heulen erstickt zu einem donnerndem Grollen, dass bald die ganze Ebene erfasst und sogar den Himmel zu stürzen droht, der jetzt seltsam grau herabstiert wie ein mißgünstiger Beobachter, und schließlich scheint es der Himmel selbst zu sein, der diesen unerträglich tragischen Ton ausstößt, während die Kreatur dort unten Asche und Feuer und Staub speit, der sich über die Sonne und den Himmel legt wie ein Leichentuch, ein dichter, stickiger Nebel, der aus dem Sonnenlicht Zwielicht und aus dem Blau des Himmels ein giftiges grau-braun macht. Schwarzes Wasser dringt aus der Kreatur hervor, in großen Flüssen strömt es in die Ebene und bedeckt sie, ertränkt sie ganz und gar, und vor dem Ende schwillt der fiebrige Klang in der Luft noch einmal an, wird zu einem wilden Sturm, der jede Hoffnung aus der Welt zu peitschen sucht und erst endet, wenn auch die Kreatur in diesem schwarzen Ozean gefangen und ertränkt ist.
Eine seltsame Ruhe legt sich auf die Ebene, die düstere Ewigkeit eines leeren Feldes nach der Schlacht.
Und tief unter dem wellenlosen Schwarz des Ozeans sinkt die Kreatur in einen schweren, lang währenden Schlaf. Das Wasser trägt die Erinnerung an diese tote Ebene schnell davon, bald bleibt der Kreatur davon nur noch ein dumpfes Gefühl, und so beginnt es zu träumen, zu träumen
Von einer besseren Welt. Ein blauer Himmel, viel größer als die verschlafene Ebene unter ihm, ein riesiges schimmerndes Dach für die Erde, blauer als blau, ein Zelt von der Farbe eines lang erstrittenen Friedens, klar und nur wenig ermattet. Das rot-blond eines fortdauernden Sonnenaufgangs an jedem Horizont und in jeder Himmelsrichtung zugleich, die feinfühlige Wärme des anbrechenden Tages in sich tragend wie eine frohe Botschaft.
In der Ebene aus hohen, friedvollen Gräsern und anschmiegsamen Bäumen eine seltsame Kreatur, ein wenig melancholisch und doch freundlich im Lichte des hoffnungsfrohen Morgens, dennoch etwas entrückt und außenstehend, als wäre die Kälte der Nacht noch nicht ganz aus seinen Gliedern gewichen oder gar in ihnen beheimatet.

2 Antworten zu “Albtraum”

  1. ScherbenRose sagt:

    Als schliefe man im Schädel eines gewaltigen Tieres, schwarz vom Teer.
    Nur Träume, welche die Zeitalter überdauern, haben ein Recht auf die Ewigkeit.

    Ein Lied erklingt wenn der Wind durch die Hallen weht, bis auch wir nur Staub sind einst.
    Träumt dann ein andres seltsam Tier von Türmen aus Glas, die in der Disonanz, so unsäglich laut, zersplittern?

    Die Verneinung der Hoffnung ist die Desonanz der Hoffnung, nicht die Verzweiflung. Obschon diese Sicht viel grausamer ist, als Verzweifelte je waren, birgt es doch keine Gnade, nur endlose Widerhohlung.

    Trost ist schwer erkauft, falscher noch bitterer.

  2. holly sagt:

    dazu regen, wind und gewitter

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